Es ist angerichtet …
von Timo Görner
… zum zweiten Mal kommen die Leutzscher zum Endspiel um den Sachsenpokal, 2008 konnten wir die Trophäe bei uns behalten. So soll es auch diesmal geschehen. Auf alle Fälle wird es nach langer Zeit mal wieder kuschelig auf den Rängen der Fiwi 2.0.
Das aktuelle Spieljahr unseres Gegners:
Im Vergleich zur letzten Saison ging es mit Platz 6 etwas abwärts, wobei eben diese eher gut verlief als die aktuelle schlecht. Größere Unzufriedenheit und Diskussionen löste das im Leipziger Westen zumindest nach außen nicht aus. Zumal zur Abstiegszone selbst bei 6 Absteigern immer genug Polster war.
Dass es diesmal nicht zu mehr reichte ist einer schlechteren Heimbilanz geschuldet. Im Vorjahr erreichte Chemie einen Punkteschnitt von glatt 2 in den 7 Spielen auf eigenem Platz. Diesmal wurden es 1,52. Der Saldo eher knapp mit 8-5-6. Auswärts lagen die Grün-Weißen ungefähr auf dem gleichen Niveau und gestalteten die Bilanz ausgeglichen mit je 8 Siegen und Niederlagen.
Die Anfangsphase durchwachsen. Zum Auftakt ein 1:1 beim Aufsteiger Eilenburg. Missglückt der Heimauftakt gegen Halberstadt (0:2). Gut weggesteckt, denn die Leutzscher zeitigten 3 Siege. In Meuselwitz (2:1), Babelsberg (2:0) wurde gewonnen. Auch der erste Heimsieg gefeiert – 2:0 gegen Tasmania. Nach 5 Spielen waren Rang 5 wie 10 Punkte in Ordnung.
Bis zur Winterpause rumpelte es bei 15 Punkte aus 15 Spielen. Der CFC holte da 24. Durchwachsen die Heimbilanz mit 4 Pleiten. gegen Lichtenberg, Altglienicke (0:1), Luckenwalde, Cottbus (1:2). Gegen Auerbach, Rathenow (1:1) wurde mehr erhofft. Die Führung gegen uns hielt nicht. Knapp die Erfolge gegen Eilenburg, Fürstenwalde (2:1). Bei den Dienstreisen zum BFC (0:2), nach Jena (2:3) und im Derby bei Lok (0:1) fehlte Spielglück.
Zum Glück gelangen auswärts Siege bei TeBe, Hertha II (1:0). Ende 2021 die Lage in Sachen Abstiegskampf entspannt. 12 Punkte lagen zum 18. 6 zum 15. Personell wurde noch mal nachgerüstet, 3 Neuzugänge geholt, zuvor ein bekannter Ex-Drittligakicker.
2022 der Trend aufwärts, 31 Punkte die Ausbeute. Ein paar herausragende Spiele wurden abgeliefert. Im heimischen Stadion erfreute vor allem der Sieg gegen Erzfeind Lok, der "Last-Minute-Sieg" gegen Jena wie auch der Sieg bei Altglienicke (jeweils 3:2). Meister BFC wurde beim 1:1 auch Paroli geboten. Auf Reisen wurde im Abstiegskampf mit den Dreiern in Auerbach, bei Tasmania und in Halberstadt mitgemischt. Echte Tiefpunkte blieben eher wenige, zuletzt allenfalls die 1:4-Klatsche bei Energie.
Im Sachsenpokal kämpfte sich Chemie wie bekannt mit dem Sieg im Elfmeterschießen gegen Drittligist Zwickau ins Finale. Zuvor gab es die Siege gegen den FC Blau-Weiß Leipzig (4:0), beim VfB Fortuna Chemnitz (5:0) und den Dresdner SC (6:0). Jeweils Landesklasse.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Mittelstürmer Benjamin Luis (22) kehrte nach 1 ½ Jahren in Leutzsch zum FC Eilenburg zurück, war im Punktspielbetrieb meist Ergänzungsspieler.
Dafür gab es 4 Neuzugänge, mit denen auch auf die Engpässe im Kader reagiert wurde.
Für die linke Abwehrseite stieß Isidor Akpeko (21/Bonner SC) zur BSG, in der West-Staffel aufgrund wochenlangem Ausfall (Prellung am Knie) kaum eingesetzt. Simran Dhaliwal (21/Nordhausen) ist Innenverteidiger. Beim Ex-Regionalligisten gesetzt. Der Mazedonier Anes Osmanoski (21) ist "6er", kam von Erstligist Rabotnicki Skopje. Dort mit mehreren Einsätzen. Ausgebildet in der Jugend Unterhachings. Mitte Oktober 2021 der Wechsel von Dennis Mast (30), nach Ende der Vorsaison ohne Arbeitgeber bzw. vom Halleschen FC ausgemustert. Bei den Rot-Weißen kein Eckpfeiler. 14 Einsätze – 6-mal in der Startelf und ohne Tor. Ab Mitte April 2021 nicht mehr im Kader.
Die sportliche Leitung:
Miroslav Jagatic (45) ist nach wie vor der Chef der 1. Mannschaft, genießt das Vertrauen der Clubleitung. Sein Vertrag läuft bis Ende der Saison 2023/2024. Als Co-Trainer steht ihm Christian Sobottka (40) zur Seite, aktiv als Spieler bei unterklassigen Vereinen im Umland wie dem SV Grimma.
Harald Bellot (61) coacht die Torhüter neben Marcus Dölz (32), parallel dazu Keeper des VfB Auerbach II und beim Spiel in Chemnitz wie bekannt als Ersatzmann aufgrund der Personalprobleme. Ex-Kicker Daniel Heinze (34) ist der Teamleiter.
Das Kollektiv:
Im Tor ist weiterhin der erfahrene Benjamin Bellot (31) gesetzt, fiel Anfang Februar 3-mal wegen Corona aus und wurde von Jonas Janke (19) vertreten. Im Gegensatz zu den meisten Teams fehlt ein 3. Keeper.
Feste Größe in der Innenverteidigung Kapitän Stefan Karau (36/1), im 8. Jahr dabei. Planstelle 2 besetzt Ben Keßler (19). Simran Dhaliwal (22) blieb Ergänzungsspieler. Links kämpfen Philipp Wendt (25), Manuel Wajer (27), Lucas Surek (25/1) um den festen Platz. Surek mit guten 4 Vorlagen. Isidor Akpeko (25) spielt noch keine Rolle. Gründe siehe unten. Auf Rechts sieht man Florian Brügmann (31/3). Einen Top-Verteidiger der Liga. 12 Torbeteiligungen sprechen für sich. Tom Müller (20/3) und Benjamin Boltze (36/1) kommen dahinter. Karau und Boltze bestreiten am Samstag ihr letztes Spiel als Aktive.
Defensiv im Mittelfeld ist Tarik Reinhard (24/2) die Konstante vor Paul Horschig (22). Nr. 3 Benjamin Schmidt (32), mit 3 Jahren Unterbrechung seit 13 Jahren bei den Grün-Weißen. Der Mazedonier Anes Osmanoski (21) kann zentral beide Ausrichtungen. Alexander Bury (30/3) soll die Angreifer aus der Zentrale unterstützen. Die rechte Seite hat Anton Kanther (21/2) inne, bereitete 6 Treffer vor wie auf der anderen Außenbahn Ex-Zweitligaprofi Dennis Mast (30/2).
Im Angriff hat Chemie drei recht solide Mittelstürmer. Florian Kirstein (26) – beim 0:1 in Chemnitz verletzt – und Denis Jäpel (23) kommen auf je 8 Tore. Kirstein mit dem Siegtor zum 2:1 gegen Lok in Minute 91. Jäpel traf zum Ehrentreffer in Cottbus. Als Nr. 3 gilt der Kongolese Stephané Mvibudulu (28/4). Die zentrale Spitzen kommen somit auf solide 20 Treffer. Auf Rechtsaußen spielt meist Timo Mauer (24/4). Noch ohne Einsätze hier Max Keßler (23).
26 Spieler stehen im Kader, 1 mehr als bei uns. 25,5 Jahre sind eines der älteren Teams der Liga. In dem "Jungspunde" wie Ben Keßler oder Kanther als Eckpfeiler gelten. Dazu Akteure wie Bellot, Bury, Mast, Mauer, Mvibudulu, die sehr solides Viertligaformat verkörpern.
Einkaufsbilanz:
12 Spieler sind bis heute neu dazugekommen, 8 vor der Saison.
Von den 8 konnten sich Florian Brügmann (Cottbus), Denis Jäpel (Lok Leipzig), Ben Keßler (Aue U19), Timo Mauer (Meuselwitz), Anton Kanther (Fürstenwalde) überwiegend als Stammspieler empfehlen. Paul Horschig (Auerbach) war zunächst auch feste Größe, fiel zwischendurch wieder etwas ab. Keßler überraschte positiv als A-Jugendlicher.
Von den 4 "Nachzüglern" war Dennis Mast ein "guter Griff". Anes Osmanoski könnte sich durchsetzen. Simran Dhaliwal und Isidor Akpeko spielen noch keine große Rolle. Wobei Dhaliwal aus dem "Kellerbereich der Oberliga" kam.
Gesamtfazit: recht gute Bilanz.
Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
Linksverteidiger Isidor Akpeko (22) muss seit Mitte Februar wegen Herzproblemen pausieren. Rechtsaußen Max Keßler (23) wird am Samstag ebenfalls fehlen, Grund hier: Schambeinentzündung.
Die Bilanz gegen die BSG Chemie Leipzig:
49 Spiele gab es bis heute, 41-mal um Punkte.
Die Zahlen sprechen relativ deutlich für uns, auch weil die BSG Chemie bis auf die früheren Jahre in der Ex-DDR sportlich meist hinter dem damaligen FCK lag. 22 Siege, 18 Remis und 9 Niederlagen sind aus unserer Sicht zu vermelden bei 78:52 Toren.
Auf eigenem Platz konnten wir 14 der 22 Duelle gewinnen., verloren nur 2-mal. Schmerzlich die Pleite im Sachsenpokal 2009 mit dem Aus im Viertelfinale n. E. Damals gegen den FC Sachsen. Vor etwas mehr als 14 Jahren wiederum blieb der Pokal nach einem 1:0 in Chemnitz. Torschütze damals Steven Sonnenberg.
Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:
Die 3. Liga ist auch beim Gegner vom Freitag das Ziel, aber eher mittelfristig. Die Strukturen sollen schrittweise wachsen, ein Generalangriff auf die Tabellenspitze ist so nicht geplant. In der Hinsicht geht es weiter voran, Ziel bleibt die komplette Sanierung und Modernisierung der Arena bis 2040. Darunter fallen u. a. die Sanierung der Nord- und der Holztribüne. Das Signal ist klar, die BSG will in Leutzsch bleiben und in keinem Fall egal in welcher Liga ins ungeliebte WM-Stadion von 2006 gehen müssen.
Aktuell verzeichnet der Traditionsverein einen Besucherschnitt von 3.088. Platz 2 hinter Cottbus mit deren 4.129. Relativierend durch die Pandemie-Auflagen wie auch den unterschiedlichen Regularien in den Bundesländern. Bedeutet einen knappen Vorteil gegenüber dem Erzfeind aus der Stadt mit 2.549. Die Auftritte der Eilenburger und Cottbuser fanden ohne Zuschauer statt. Den Rekordbesuch gab es natürlich gegen Blau-Gelb mit 4.999 und Begleiterscheinungen auf beiden Seiten der Fanlager, die Auswirkungen auf das Endspiel hatten. Das Gastspiel des Berliner Meisters verfolgten 4.198. Der CFC lockte rund 4.000 an.
Fortschritte auch auf der Sponsorenebene. Die "großen Kracher" landen zwar momentan nicht im Leutzscher Holz. Dafür aber immer wieder kleinere Unternehmen und Geldgeber der Stadt und aus dem Umland. Die Struktur ähnelt der unsrigen, die Pyramide umfasst auch hier die bekannten Kategorien. Finanziell muss auch hier angesichts der bekannten Situation noch vor Wochen geackert werden. Allerdings machte es der Zuspruch den Verantwortlichen leichter. Was auch für die Qualifikation zum DFB-Pokal 2022/2023 gilt.